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Christlicher Gelehrter: Imam Hussein und Jesus opferten sich für Wahrheit auf

23:50 - September 19, 2022
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TEHERAN (IQNA) – Ein südafrikanischer Gelehrter hält die Aufopferung des Lebens auf dem Weg der Wahrheit und die Errettung der Menschheit für einen gemeinsamen Punkt zwischen der Bewegung Imam Husseins (A.S.) und dem Leben Jesu Christi.

In einem Interview mit IQNA hatte der Professor für schiitische Studien Christopher P. Clohessy über die Bewegung Imam Husseins (A.S.) aus christlicher Sicht gesprochen.

Clohessy hatte an der Pontifikatsuniversität Urbanianum in Rom (Italien) studiert und erhielt seine Doktorwürde von derselben Universität in Arabistik und Islamistik (PISAI). Er lehrt jetzt an dieser Universität die Theologie und Geschichte des Schiismus.

Er hat die Bücher „Angels Hastening the Kerbala Dreams“, „Half of my Heart”, ,,The Narratives of Zeynab, Daughter of Ali” und “Fatima, daughter of Muhammad“.

Clohessy sagte über die gemeinsamen Punkte zwischen der katholischen und schiitischen Theologie: „Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel haben Persönlichkeiten wie Hazrat-e Zeynab viele Ähnlichkeiten mit dem Charakter Hazrat-e Marjams aus der Sicht der katholischen Theologie. Der Charakter Hazrat-e Marjams im Koran und im Christentum sind sehr ähnlich, auch der Charakter Hazrat-e Fatimas, die auch Batul genannt wird und die Mutter zweier Söhne war, die ebenfalls den Märtyrertod gefunden hatten. Sie ist die Vermittlerin ihrer Anhänger und der Umme al-Masaib. Wir haben genau den gleichen Glauben über Hazrat-e Marjam. Zum Beispiel schreiben wir ihr eine Art Unschuldigkeit zu und dass ihr Sohn Jesus von grausamen Menschen getötet worden war.

Es gibt auch viele Gemeinsamkeiten mit Imam Hussein (A.S.). Imam Hussein zeigte, dass er nicht dem Vorbild Jasids folgen werde, sondern seinem Großvater, dem Botschafter Gottes. Das ist, was Jesus im Christentum getan hat. Er hatte sein Leben geopfert, um die Menschen auf den Weg Gottes zurückzubringen. Hierfür gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Hier ist das Interview:

IQNA: Für unsere Zuhörer und mich ist es interessant, den Grund zu erfahren, wie Sie als ein katholischer Priester  und Theologe Interesse am schiitischen Islam und schiitischer Theologie gefunden haben.

Clohessy: Nun, vor allem hat der schiitische Islam starke Verbindungen zum katholischen Glauben, besonders hinsichtlich der Mitglieder der Ahl ul-Beit, wie Personen wie die geehrte Fatima, wie die Aufopferung Imam Husseins, wie der heroische Widerstand der geehrten Zainab. Wir finden vor allem in der katholischen Theologie Persönlichkeiten wie diese. Auf diese Weise fing ich mich auf akademische Weise für den Islam zu interessieren an, vor allem für den schiitischen Islam, seine Theologie und Persönlichkeiten. Wir denken, dass er christlichen Persönlichkeiten wie diesen sehr nahe steht. Wir finden besonders im katholischen Christentum Winkel mit Persönlichkeiten wie diese. Auf diese Weise fing ich an, mich für Islam und vor allem für schiitischen Islam, seine Theologie und seine Persönlichkeiten zu interessieren an. Das ist ein Winkel in dem katholisch-christlichen Glauben, für den ich selber gelebt habe. Gut, das sind nun sechzig Jahre.

IQNA: Welche Ähnlichkeiten sehen Sie zwischen schiitischer Theologie und christlicher Teologie, vor allem katholischer?

Clohessy: Nun, in der Persönlichkeit der geehrten Zeinab gibt es sehr starke Züge, die mit denen der Maria in der katholischen Theologie gemeinsam sind. Viele Leute sind dazu geneigt, Marjam im Koran mit Maria in der Kirche zu vergleichen, aber ich vergleiche sie mehr mit der geehrten Fatima, denn sie ist die Jungfrau, Batul, sie ist die Vermittlerin, sie ist die Mutter der Sorgen, ihr Sohn war gemärtyrt worden, und wir haben exakt dieselbe Theologie über die Personalität der Maria, dass sie ohne Sünde geboren worden war, da ist ein gewisser Esm in ihrem Leben, ihr Leben hat gewisse Attribute, wie dass sie eine sorgenvolle Mutter ist, dass ihr Sohn in den Händen ungerechter Leute stirbt, und sie lebt für uns als eine Vermittlerin zwischen uns und Gott. Es gibt da viele Verbindungen. Das Gleiche ist mit Hussein. Al-Hussein gibt sein Leben her, damit Islam nicht dem Vorbild Yasids, sondern dem Vorbild seines Großvaters folgt. Das ist dass, was Jesus im Christentum macht. Er bringt die Leute von ihrem sündhaften Weg zurück auf den Weg, der gottgefällig ist. Die Parallelen sind also sehr stark.

IQNA: In Bezug auf das Ereignis in Kerbala haben Sie das Buch „Angles Hastening the Kerbala Dreams“ geschrieben. Was ist die zentrale Botschaft dieses Buches?

Clohessy: Die Botschaft dieses Buches geht über die Träume und Visionen, die vor der Geburt Al-Husseins begannen. Selbst als die ehrenwerte Fatima ihn in ihrem Bauch getragen hatte, hatte der Prophet und diverse andere Leute hatten Visionen von Engeln, die Kerbala vorhergesagt hatten. Natürlich hatten Sie dem Propheten zu der Geburt ihres Enkels gratuliert ohne zu erwähnen, dass seine eigene Gemeinde ihn umbringen werde. Das sind also Träume, die damals geschahen. Da gibt es die Träume von Um Salama, welche die Stimme des Dschin in der Nacht von Aschura tötet. Den Mörder Imam Husseins erwähnend hatte sie die Vision, dass ihr Ehemann, der Prophet, über seinen Enkel weint. Und da gibt es die Träume der Leute, die für seinen Tod verantwortlich gewesen sind und für die Strafe, die sie erwartet. Meine Idee war es, dass in den hebräischen und christlichen Schriften die Idee der Träume und von Gott, der Botschaften übermittelt, eine sehr wichtige Philologie ist. Und es auch im Schiismus offensichtlich wichtig, dass diese Träume in den Büchern entschlüsselt sind. Selbst in sunnitischen Büchern wird die Ermordung Imam Husseins vorhergesagt. Das ist etwas sehr Wichtiges. Das ist nicht nur schiitische Philologen, die Versuchen, einen Beweis zu schreiben. Dies sind Bücher, die auch in sunnitischen Büchern gedeutet worden waren, diese vorhergesagten Träume. Daher ist Al-Hussein für mich ein Vorbild an Gerechtigkeit, ein Vorbild von jemandem, der dazu bereit ist, sein Leben für das Allgemeinwohl und die Gerechtigkeit, die einem vielleicht widerfahren wird, zugeben. Und dann transzendiert er Religion. Er ist ein Vorbild für jede Religion, jemand der standhaft ist für das Rechte und Gute kämpft. Und das war es, warum ich über ihn schreiben wollte. Er könnte ein Vorbild für Christen sein, genauso wie er Vorbild für Muslime ist, genauso wie die ehrenwerte Zeinab, die ein Vorbild für alle Menschen ist und nicht nur für Musliminnen oder Schiitinnen, sondern ein universales Vorbild, das für die Wahrheit und, wenn nötig, für das Leiden für die Wahrheit steht.

IQNA: Und wie ist es mit Ihrem anderen Buch „Fatimah, daughter of Mohammad“? Welche spezielle, interessante Charakterisierung über Fatemeh haben Sie in Ihrem Buch vorgestellt?

Clohessy: Dies war das erste Buch, das ich geschrieben hatte, und ist meine Doktorarbeit gewesen, die ich nicht veröffentlicht hatte. Und ich wollte an erster Stelle die ehrenwerte Fatemeh einer englischsprachige und nicht unbedingt islamischen Welt vorstellen- Leuten, die nichts über ihren Heroismus, ihre Leiden, die sie in den Händen der Führer zu ertragen hatte, ihre Sorgen wussten, aber auch über die außergewöhnliche Kraft, die Gott ihr jetzt als eine Vermittlerin gegeben hatte. Ich möchte, dass die Leute ihre Geschichte aus der Sicht von Nicht-Muslimen lesen, mit anderen Worten, von jemandem, der unparteiisch ist und der die Geschichte so erzählt, wie sie wirklich passiert war. Ich hatte in einem Buch für Christen sehr starke Verbindungen zu Maria gefunden, und ich hatte das herausgearbeitet, dass Fatema nicht soviel von der Maria in der christlichen Kirche verschieden war, die auch gelitten und gesehen hatte, wie ihr Sohn ungerechterweise ermordet worden war und jetzt weint und eine Vermittlerin ist. Das war also mein erstes Buch. Ich hege eine große Liebe zu der ehrenwerten Fatema. Und ich werde meine Forschung über ihr Leben fortsetzen und mehr über sie schreiben, vor allem über die Szenen von Fadak und ihre berühmte Chutba (Predigt). Es war nicht wirklich eine Chutba (Predigt), sondern ein Protest gegen die Führerschaft, die auf die Führerschft ihres Vaters gefolgt war.

IQNA: Und wie ist es mit Ihrem anderen Buch „Zeynab, Daughter of Ali (A.S.)“? Könnten Sie uns Ihr Buch und seine zentrale Botschaft vorstellen?

Clohessy: Also noch einmal, ich war ziemlich darüber überrascht, dass die ehrenwerte Zejnab von den Schiiten so geliebt wird, aber keiner über sie geschrieben hat- eine anständige, akademische Arbeit, nicht einfach nur ein frommes Buch über ihre Heiligkeit, sondern ein Buch, bei dem in Texten recherchiert worden war. Also hatte ich in alle schiitischen und sunnitischen Texte, alle Primärquellen geschaut und hatte geschaffen, was vielleicht die erste akademische Biographie über sie gewesen ist, wobei soviel wie möglich über ihre Kindheit untersucht wurde, aber mehr von der Periode an, wo Imam Hussein seine Reise nach Kerbala beginnt und die ehrenwerte Zejnab mit ihm reist, dann die Intervention, die sie auf dem Schlachtfeld in besonderen Augenblicken gemacht hatte und seine Mörder herausforderte, und dann war sie die erste Frau, die eine Madschlis abgehalten hatte, um der Ereignisse in Kerbala und der Niederlage ihres Bruders in Form des Gewandes Yasids und im Gewand der schlimmsten Tageszeit zu gedenken, aber auch später, als sie sich in Damaskus oder Medina niedergelassen hatte, egal wo sie, sie war diejenige gewesen, die den Heroismus ihres eigenen Bruders verbreitet hatte. Sie ist daher eine außergewöhnlich mächtige Frau. Daher dachte ich, dass sie ihre eigene Biographie verdient.

IQNA: Ich habe gehört, dass Sie ein anderes Buch über Abbas (as.) schreiben. Stimmt das?

Clohessy:  Ich versuche es. Es ist eine große Schwierigkeit, weil es nur sehr wenige Quellen, Primärquellen gibt. Es gibt auf Arabisch und Persisch viele Sekundärquellen, aber die Primärquellen, das sind die Bücher der Ahadith und Geschichte, beziehen sich kaum auf sie, außer den wohlbekannten Geschichten vom Wasserholen und wo er dann getötet wurde, bevor al-Hussein ermordet worden war. Daher versuche ich einige dieser Elemente zu untersuchen. Es ist zum Beispiel sehr interessant, dass in den sehr frühen schiitischen und sunnitischen Geschichtsbüchern die Geschichte über ihn, wie er Wasser holte, sehr bekannt war, aber sie verschwand aus den sunnitischen Büchern. Ich weiß nicht, warum das passiert ist. Daher tat ich für ihn das, was ich auch für Zeinab getan hatte. Das ist eine Biografie für die englischsprachige Welt, die auf den arabischen Quellen basiert, aber es akademisch, nicht nur einfach eine fromme Geschichte über Abbas. Wir kennen seine Größe, und ich will sein Leben ein bisschen als ein Vorbild untersuchen. Ich denke, dass es Abbas ist, der ein Vorbild gegen Egoismus ist, der Fakt, den Leute in der modernen Welt verfolgen. Und Abbas ist derjenige, der seine eigenen Bedürfnisse um die Bedürfnisse der Kinder von Kerbala willen ignoriert. Und das ist für einen Soldaten und jungen Mann etwas sehr Außergewöhnliches. Und deswegen ist er für mich ein Vorbild gegen Egoismus, gegen all die Konzentration auf mich und mich selbst in der gegenwärtigen Welt.

IQNA: Wie bewerten Sie als ein nicht-muslimischer und nicht-schiitischer Gelehrter das Ereignis von Kerbala um den Islam in der Geschichte zu verbessen?

Clohessy: Nun, das ist ein interessantes Thema. Einer der Gelehrten, dessen Buch ich verwendet hatte, hatte  das Wort Auslösung verwendet. Das ist ein problematisches Wort. Aber generell hat er gesagt, dass Imam Hussein den Islam ausgelöst hat. Er hat ihn vom Verfolgen des Vorbilds Yesids, das korrupt ist, zum Vorbild des Propheten, welches das Vorbild ist, das Gott gegeben hatte. Aber hatte mit seinem eigenen Blut gekauft oder, wenn Sie es so lieber wollen, erworben. Und das ist es, was das Wort „Auslösung“ bedeutet: etwas für einen hohen Preis erwerben, etwas zurückerwerben. Ich denke wahrhaftig, dass Imam Hussein in einem gewissen Sinn den Islam gerettet hat in dem Sinn, dass er einem langen, sehr gefährlichen, korrupten Weg gefolgt war. Selbst seine eigenen Leute hatten gesagt, wie schlecht er gewesen sei, nicht nur zum Schein. Er war eine grundsätzlich schlechte Person, so wie Muawia, gewesen. Die Tatsache ist, dass Hussein von Gott gerufen worden war, sich in den Stand zu stellen und den rechten Weg, welches der Weg seines Großvaters ist, zurückzugewinnen. Und hatte er hatte es zum Preis seines eigenen Blutes getan. Es ist also zentral, das Wort Kerbala, dass Gott das Wort Kerbala in eines jeden Herz geschrieben hat, denn Kerbala ist das Vorbild der absoluten Selbstlosigkeit und dazu willig zu sein für das zu stehen, was wahr ist, egal, wieviel es bringt. Es ist der Platz, wenn sie es so wollen, wo unsere Herzen brechen, weil Husseins Herz da gebrochen wurde, weil die Botschaft seines Großvaters geschändet worden war. Unsere Herzen werden an diesen Orten auch brechen, wenn wir sehen, wie Menschen missbraucht werden, wenn wir sehen, wie die Gesetze Gottes aufgrund irgendeiner von Menschen gemachter Philosophie oder Wissen herniedergerissen werden. Unsere Herzen müssen an solchen Orten brechen, und wir müssen bereit sein zu widerstehen. Es gibt viele Wege um Kerbala mit Imam Hussein zu teilen.

IQNA: Welchen Nutzen sehen Sie für schiitische Studien in den westlichen Ländern, in westlichen Sprachen?

Clohessy: Ich denke, dass schiitische Studien jetzt große Fortschritte machen. Ich weiß, dass man im Iran viele wichtige schiitische Texte übersetzt. Wichtige Werke werden zum Beispiel in die englische Sprache übesetzt, damit sie von zahlreichen Menschen gelesen werden können, die Enzyklopädie der Ahadith. Man wird bald mit der Übesetzung eines wichtigen Werkes des Schiismus anfangen. Und das, denke ich, ist sehr wichtig. Man muss es einer größeren Menge zugänglich als nur denen, die Persich oder Arabisch sprechen. Es gibt viele westliche Gelehrte, die Arabisch lernen und die Texte auf Arabisch lesen, aber Übersetzng ist immer etwas Gutes, denn so kommen die Werke in die Hände von chülern und gewöhnlichen Leuten. Ich denke, dass der Schiismus im Moment akademisch große Schritte nach vorne macht, und mehr und mehr Gelehrte wenden sich dem Schiismus zu. Als ich das tat, hatten mir alle meine Professoren gesagt, dass ich meine Zeit verschwenden würde. Schiismus sei nicht wichtig. Aber jetzt sehen wir, wie wichtig er ist und ich bin froh, dass ich mich auf den Schiismus konzentriert habe.

 

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